In seinem jüngsten Interview bestätigt Andreas Hofer, Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027, dass das ins Stocken geratene Wohnquartier auf dem Eiermann-Areal kein IBA ʼ27-Projekt mehr wird. Darüber hinaus äußert sich der Experte sehr nachdenklich über das gesamte Projekt. Seiner Einschätzung nach müsse das neue Quartier „zack am Stück“ gebaut werden, um Kinderbetreuung, Schulen, Handel und vielleicht auch eine Seilbahn rechtfertigen zu können. Dabei komme man schnell auf Kosten „von einer Milliarde Euro“ (STZ vom 20. Juli, in der Beilage „Standort“, S. 28).
Dass der Artikel das einstige „Renommierprojekt“ nun als „Rohrkrepierer mit ungewissem Ausgang“ bezeichnet, könnte einen dazu verleiten zu glauben, die Rettung des Rosentals sei damit bereits geschafft. Wie akut die Idee der Vaihinger Seilbahntrasse aber immer noch ist, erfuhr die Öffentlichkeit bei der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Technik am 19. Juli: Eigentliches Thema war die Planung einer großen Park-and-Ride-Anlage am südlichen Stadtrand Stuttgarts (vgl. STZ vom 21. Juli, S. 22). Der städtische Verkehrsplaner präsentierte den Ausschussmitgliedern die vorläufigen Ergebnisse einer Studie, in der vier mögliche Standorte bewertet werden. Bei immerhin zwei Varianten gilt jedoch eine Seilbahnstation als Voraussetzung, wozu auch der von den Planern bevorzugte Standort nahe der Möhringer Autobahn-Anschlussstelle im Gebiet Weibel zählt.
Während SÖS und das Linksbündnis „Die Fraktion“ den Bau einer P+R-Anlage generell ablehnten und die Grünen sich abwartend verhielten, bekundeten die übrigen Parteien, hinter den Ergebnissen der Studie zu stehen. – Was könnte das für unser Anliegen bedeuten? Nach dem einfachen 1×1 der Politik droht unter Umständen ein klassischer Kuhhandel: Die Idee einer Seilbahntrasse vom Vaihinger Bahnhof zum Eiermann-Areal wird vor allem von den Grünen getragen. Das bürgerlich-konservative Lager wiederum setzt sich für weitere Parkmöglichkeiten in Autobahnnähe ein. Somit wäre am Ende ein Kompromiss denkbar, bei dem die Realisierung der Seilbahn durch das Rosental an den Bau jener P+R-Anlage geknüpft wird.
Dies ist wohl gemerkt nur eine mögliche Konstellation. Eines aber ist sicher: Wir müssen weiter wachsam bleiben. Als OB Nopper Anfang Juli beim Vaihinger Stadtfest auftrat, versicherte er publikumswirksam, dass keine Seilbahn über die Köpfe der Vaihingerinnen und Vaihinger hinweg gebaut werde. Was von solchen Versprechen zu halten ist, lässt sich daran ablesen, wie unzureichend der Vaihinger Bezirksbeirat bislang in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde. Erfreulicherweise regt sich dort inzwischen an verschiedenen Stellen Widerstand gegen eine solche Politik von oben.
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