Urbane Luftseilbahnen in Süd- und Mittelamerika werden gerne für beispielhaftes Gelingen genannt. So auch von der Stadt Stuttgart. Doch kann keinesfalls eines dieser Seilbahnprojekte auf unsere Stadt übertragen werden!
Hier einige Beispiele:
La Paz / El Alto in Bolivien
Diese Metropolen erstrecken sich auf einer Höhe von 3.200m bis 4.100m, die Luft ist dünn, tiefe Canyons durchziehen die Landschaft. El Alto („Die Höhe“), eine Ansiedlung von Indigenas, wurde mit La Paz durch eine Luftseilbahn verbunden. Von den 1,8 Millionen Einwohnern pendeln täglich 100.000 Menschen. Auf sehr engen und steilen Straßen kommen die uralten Busse und Sammeltaxis nur schwer und langsam voran. Um den Erfolg für das Seilbahnprojekt zu garantieren, wurde der Fahrpreis bei der Hälfte eines Bustickets angesetzt.
Medellín und Bogotá in Kolumbien
Diese beiden Megastädte mit ihren 3,9 Mio. und 7,4 Mio. Einwohnern und großen Klassenunterschieden galten viele Jahre als die gefährlichsten Städte der Welt. Die Transportmittel und -wege waren hier das geringere Problem, die Abgasemissionen und die Kriminalität waren für das Seilbahnprojekt ausschlaggebend. „Mit der Seilbahn ins Armenviertel“ und nicht mehr über Schleichwege durch die Wohngegenden der Wohlhabenden. Eine technische Lösung für ein verbessertes Klima, allerdings ohne gesellschaftliche Inklusion.
London in Großbritannien
Im Sommer 2012 wurde diese 1,1km lange Seilbahnstrecke, die über die Themse führt, als teuerste Seilbahn der Welt mit fraglicher Bedeutung für den Verkehr, errichtet. Ein Unternehmen des finanzierenden Baukonsortiums, war hier das Seilbahnunternehmen selbst. Aufgrund der eingeschränkten Einbindung in den ÖPNV, der geringen Auslastung und der hohen Fahrpreise für Pendler und Touristen ist das Projekt schon länger in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Nun wird geplant, aus den Gondeln eine „schwebende Bar“ zu machen.
St. Gallen in der Schweiz
Selbst in der Schweiz, wo man eine Seilbahn garantiert verorten würde, kam nach einer sehr umfangreichen Machbarkeitsstudie im Januar 2021 die Empfehlung von Seilbahnen im ÖPNV Abstand zu nehmen. Hierfür haben die erfahrenen Experten aus Österreich, die hauptsächlich urbane Seilbahnprojekte untersuchen, die unterschiedlichsten Gründe aufgeführt: fehlende hügelige Topografien und natürliche und infrastrukturelle Barrieren (z.B. Flüsse und Eisenbahnlinien), kein Ersatz für Busse im innerstädtischen Bereich, als „starre“ Systeme kaum kompatibel, erst ab einer Fahrgastkapazität von 1.000 pphpd (pro Person/Stunde in jede Richtung) stellt sich kein akzeptables Kosten-/Nutzenverhältnis dar und das Wetterabhängigkeit und regelmäßige Revisionsarbeiten die Verfügbarkeit verschlechtern. Zu guter Letzt werden auch Ortsbildschutz, Landschaftsschutz, Natur- und Artenschutz, sowie Verschattung und Lärm angeführt.