Ende Januar ließ sich der Vaihinger Bezirksbeirat über den Stand der Dinge beim sogenannten Eiermann-Areal informieren. Auf dem Gelände der früheren IBM-Hauptzentrale am westlichen Rand des Stadtbezirks will Consus, Firmentochter der jüngst in die Schlagzeilen geratenen Adler Group, in den kommenden Jahren ein großes Wohnquartier errichten. Zwei Mitarbeiter des Investors sahen sich jetzt bei der Sitzung gezwungen, ausführlich auf die prekäre finanzielle Lage ihres Unternehmens einzugehen. Die Situation habe sich erst durch die öffentliche Kritik des einflussreichen Hedgefonds Fraser Perring verschärft. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass derselbe Hedgefonds schon früh auf Unregelmäßigkeiten beim skandalumwitterten Unternehmen Wirecard aufmerksam gemacht hatte. Dennoch versicherten die beiden Consus-Mitarbeiter, dass die finanziellen Probleme keinerlei Einfluss auf die Unternehmenspläne in Vaihingen hätten.

Wie hilflos die Politik auf solch beunruhigende Nachrichten reagiert, zeigte sich kurz darauf bei einer Online-Diskussion der SPD zur städtebaulichen Entwicklung Vaihingens: Auf den in Schieflage geratenen Investor und die realistischen Chancen für das Eiermann-Projekt angesprochen, räumte Stadträtin Lucia Schanbacher freimütig eine gewisse Machtlosigkeit der öffentlichen Entscheidungsträger ein: Da das Gelände nicht in städtischer Hand sei, man aber dringend benötigten Wohnraum schaffen wolle, “bleibt uns nichts anderes übrig, [als] dass wir dann auch mit einem gewissen Vertrauensvorschuss rangehen, dass wir daran glauben, dass es realistisch ist.”

Wenn also die zeitnahe Entwicklung des Eiermann-Campus schon zur Glaubenssache geworden ist, sollte die Stadt gut überlegen, wie sinnvoll es ist, vorschnell über den Bau einer Seilbahn zu entscheiden, die nur dazu dienen soll, eben jenes in Frage stehende Investorenprojekt publikumswirksam aufzuwerten. Wäre es nicht viel vernünftiger, das Gebiet zunächst über ein qualitativ und quantitativ überzeugendes Busangebot zu erschließen und parallel dazu an einer nachhaltigeren und umfassenderen Verkehrslösung für ganz Vaihingen und die angrenzenden Stadtbezirke und Gemeinden zu arbeiten?

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